Eines der bekanntesten Denkwerkzeuge von Edward de Bono ist sicherlich „Die sechs Denkhüte“. Durch strukturiertes Betrachten und Durchdenken einer Fragestellung aus sechs unterschiedlichen Perspektiven sollen alle Aspekte (auch die weniger augenscheinlichen) einer Frage herausgearbeitet werden. Allerdings setzt diese Methode schon eine gewisse Erfahrung im lateralen Denken voraus und gerade Gruppen mit wenig Vorkenntnissen macht der extreme Perspektivwechsel (sich wirklich einen der Denkhüte aufzusetzen) Schwierigkeiten.

Mit PMI (ebenfalls von de Bono) habe ich auch bei Gruppen die bisher noch keine Berührung mit lateralen Denkwerkzeugen hatten, sehr gute Erfahrungen gemacht.

PMI steht für Plus Minus Interessant und eignet sich sowohl für die Ideenbewertung und Entscheidungsfindung als auch für die Aufnahme eines Status Quo, um mögliche Verbesserungspotentiale zu erarbeiten. Die Macht dieses Tools wird aber am Beispiel einer Ideenbewertung besonders deutlich.


Wer kennt das nicht? Jemand wirft eine neue, innovative Idee in den Raum, die vielleicht noch nicht ganz ausgereift ist, aber wirklich Potential hat. – In den meisten Meetings wird dann häufig auf den Teil eingedroschen, der nicht gut ist, bis alle davon überzeugt sind, dass die gesamte Idee nicht taugt und das Potential wird verschenkt.

Das liegt vor allem daran, dass uns häufig zuerst die Dinge in den Kopf kommen, die nicht funktionieren. So wurden wir ja auch über viele Jahre hinweg konditioniert.

Wenn wir aber das Potential einer Idee erkennen wollen, müssen wir uns der Diskussion strukturierter stellen. Hier setzt PMI an.

Zunächst werden alle Teilnehmer gebeten, sich 3-5 Minuten Zeit zu nehmen und alle Aspekte auf PostIts zu notieren, die positiv also Plus sind. Danach werden die Beiträge eingesammelt und auf einer Pinnwand oder einem Whiteboard für alle sichtbar unter P aufgehängt.

Danach machen sie das Gleiche mit allen negativen Aspekten also Minus und im dritten Schritt schreiben die Teilnehmer alle Aspekte auf, die noch nicht eindeutig positiv oder negativ sind oder zu denen eine weiterführende Frage gekommen ist – Also alles was noch Interessant in diesem Zusammenhang sein könnte.

Wichtig ist es, in diesen drei Schritten keine inhaltliche Diskussion zu zulassen sondern lediglich Verständnisfragen zu klären. Die Bewertung und Diskussion erfolgt später, wenn man sich einen Gesamtüberblick über alle Aspekte verschafft hat.

Es kommt übrigens nicht selten vor, dass der gleiche Punkt sowohl unter Plus als auch unter Minus genannt wird. Das verdeutlicht, dass es sich bei den Punkten um persönliche Ansichten und nicht um eine objektive Realität handelt, weshalb es bei der weiteren Bearbeitung auch nicht um die Frage geht, wer Recht hat, sondern wie man mit diesen Punkten weiter produktiv umgehen kann.

Gegebenenfalls ist es an dieser Stelle sinnvoll, die Punkte unter P, M und I jeweils zu clustern und mit Überschriften zu versehen, um sie im weiteren Verlauf gesamthaft betrachten zu können.

Als Ergebnis erhält man Antworten auf die drei wichtigsten Fragen:

  • Was ist an der Idee gut ist (P) und sollte weiterverfolgt werden?
  • Was ist an der Idee noch nicht gut (M) und sollte verbessert werden?
  • welche Fragen sind noch zu klären, bevor es weitergeht (I)?

Sofern unter Plus irgend etwas sinnstiftendes steht, hat Die Idee die Chance weiterverfolgt zu werden. In einer unstrukturierten Diskussion wäre sie vielleicht totgeredet worden.


Der Hauptnutzen der Methode liegt in der einfachen Möglichkeit, die Teilnehmer an eine gerichtete Denkweise heranzuführen und nicht wie so oft üblich in einem ständigen Hin und Her alle Aspekte auf einmal diskutieren zu wollen.

Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, die drei Schritte P|M|I wirklich nacheinander zu bearbeiten und keinesfalls zu vermischen.

Auch sollte man es sich zur Gewohnheit machen immer mit dem Positiven zu starten. So wird sich auch der härteste Kritiker der Idee in der Regel nicht die Blöße geben, gar nichts zu P zu schreiben und er wird sich fast automatisch mit der Idee befassen, die er vielleicht eben noch kategorisch abgelehnt hat.

Am Ende kommt man zu einer deutlich vielschichtigeren Betrachtung der Ausgangsfrage oder -Idee und bereits im Prozess beginnt sich die ein oder andere Meinung, die zu Beginn noch felsenfest stand, zu bewegen.